Von Ingo Latotzki
Jülicher Nachrichten 24.10.2017
Kreis Düren. Düren wird Standort einer Fachhochschule. Klänge das nicht gut? Die Kreis-SPD meint: Ja. Die Sozialdemokraten wollen, dass es neben der FH Jülich einen weiteren Standort im Kreis gibt, am besten für Pflege, Pflegemanagement oder Pflegewissenschaften. Die Kreisverwaltung soll nun ausloten, welche Möglichkeiten es gibt. SPD-Fraktionschef Josef Johann Schmitz kann sich eine Kooperation mit einer schon bestehenden Fachhochschule vorstellen, allein schon, weil die Neugründung einer FH „eher unwahrscheinlich ist“.
Das Thema ist nicht ganz neu. Als im Frühjahr 2015 ein Wirtschafts- und Strukturgutachten für die Stadt Düren vorgestellt wurde, forderte Professor Michael Gramm, einer der Autoren, einen akademischen Standort für Düren. Der Wirtschaftsgeograf sieht das heute noch so. Im Wettbewerb mit anderen Kommunen müsse sich die Stadt mehr Vorteile verschaffen. Der Titel seines Gutachtens war mit Bedacht gewählt: „Düren muss sich neu (er)finden.“ Gramm sagt, dass die Stadt mit Blick auf ihre Gesundheitswirtschaft gut aufgestellt sei. Neben der LVR-Klinik gibt es mehrere Krankenhäuser. Die Branche boomt und ist angesichts des demografischen Wandels zukunftsträchtig.
Auch wenn seit mehr als zwei Jahren darüber gesprochen wird, dass Düren ein Fachhochschulstandort werden könnte, hat sich seit dem nicht allzu viel getan, öffentlich jedenfalls nicht. Von einem „schwierigen Pflaster“ spricht Henner Schmidt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Dürener Stadtrat sieht durchaus einen Sinn in den Überlegungen, „da es immer mehr zu einer Akademisierung der Pflegeberufe kommt“. Schmidt weiß von „einigen Gesprächen“, die es mit potenziellen Kooperationspartnern im süddeutschen Raum gegeben hätte. Attraktiv könnte Düren als Standort wegen der guten Anbindung an Köln und im Vergleich noch günstigen Mietpreisen sein.
Als Standorte einer FH-Dependance käme möglicherweise das Gelände der LVR-Klinik infrage. Denkbar wäre auch ein Standort südlich des Bahnhofs. Auf der Münchener Immobilienmesse Expo wurden Pläne vorgestellt, wonach dort Dienstleistungs- und Geschäftsräume zusammen mit einem Hotel entstehen könnten. Vorstellbar sei nicht nur ein FH-Standort, sondern auch ein Gründerzentrum für hochwertiges Handwerk, sagt Henner Schmidt mit Blick auf Düren als Industriestadt. Eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie soll mögliche Bedarfe näher beschreiben. Der Hauptgeschäftsführer der Dürener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Thomas Hissel, sagte, dass die Win.DN das Thema bearbeite, noch sei aber nichts spruchreif.
SPD-Kreistagsmitglied Birgit Strack kann sich „akademische Weiterbildungseinrichtungen vorstellen“. Düren als Standort einer Hochschule – bis es so weit ist, vergehen noch einige Semester.